Lange Jahre waren wir sehr erfolgreich mit der Zucht von Farbenkanarien in Phaeo weiß und gelb. Deutsche Meistertitel, Landesmeister, Bundessieger alles konnten wir mit dieser Farbe erzielen. Aber was ist nun der Grund unseres Umdenkens und die Aufgabe dieses Farbschlages?

Na ja, irgendwann wird auch das Altbewährte langweilig und man möchte Neues beginnen. Schon seit Jahren haben wir die Deutsche Hauben in Phaeo nebenher in unserer Zucht. Das soll künftig anders werden. Wir möchten die Zucht mit den Deutschen Hauben (=DH) intensivieren und die gezielte Farbenkanarienzucht Phaeo aufgeben. Daher beschlossen wir 2023 (schweren Herzens) endgültig nach 29 Jahren die Farbe Phaeo nur noch als Deutsche Hauben zu züchten. Im Zuchtjahr 2024 haben wir 5 Paare zur Zucht angesetzt.

Was ist so faszinierend an diesen Vögeln?

Zuerst der Vogel an sich. Klein und kompakt. Das hat was. Aufmerksam wurden wir schon vor vielen Jahren auf diese kleine Positurkanarienrasse. Dann folgten viele intensive und interessante Gespräche mit unseren Freunden Sonja und Wilhelm Hartl (Vorsitzender der IG Deutsche Hauben) und Marianne und Franz Obfolter (Vielfache Weltmeister mit DH).

Nun hier eine kleine Übersicht und Interessantes zu dieser Vogelart

Die Geschichte der Deutschen Hauben (DH) Text: zusammengetragen Jürgen Fränzl

Es ist eine der ältesten Rassen, die es überhaupt gibt. Im Ausland nennt man diese Vögel z. B.  Canario mona alemana, German Crest oder auch Huppe Allemand. Bereits im Vogelfreund 6/2001 berichtete Klaus Speicher über das Buch “Die Vogelbilder aus dem Thesaurus Pictuarum von Marcus zum Lamm” Der dort abgebildete Vogel 324 zeigt erkennbar Fasanenohren. 1544 bis 1606 war Marcus zum Lamm Prälat im Hofe des Kurfürsten der Pfalz in Heidelberg. Die Abbildung könnte die erste bildliche Darstellung eines gehäupten Kanarienvogels sein. Diese Quelle wird daher als kleine Sensation gesehen. 

 

Die Jahreszahl 1677 wird vielfach im Zusammenhang mit „gehäupten Kanarien“ genannt. Auch wird oft ein Transport von Haubenvögeln im Jahr 1734 von Nürnberg nach Holland angegeben. Diese Jahreszahlen zu belegen, dürfte äußerst schwer sein, doch ist es mit Sicherheit so, dass die Haubenvögel aus Deutschland die Urahnen von den uns bekannten anderen Haubenrassen sind. 

In Deutschland traten, zunächst bei den Gesangskanarien, immer wieder mal vereinzelt Vögel auf, die von einem Mittelpunkt ausgehend, Federn in mehr oder weniger schöner Anordnung auf dem Kopf trugen. Einigen Züchtern gefiel diese Besonderheit, und so fing man an, die Haubeneigenschaften zu festigen. Es dauerte sehr lange bis sich die Deutsche Haube „durchsetzen“ konnte. Populär wurde die DH dann im Zusammenhang mit den Farbenkanarien zwischen den beiden Weltkriegen sowie nach dem 2. Weltkrieg. Hier kommen die drei „Väter der Deutschen Haube“ Josef Heines, Gustav Müll sowie Klaus Speicher ins Spiel.  

Zunächst war es so, dass nach Julius Henniger, Schönheitspunkte für das Vorhandensein von Hauben, bei Farbenkanarien zugeschrieben wurden. War die Haube vorhanden, gab es einen Zusatzpunkt, war diese auch noch schön, gab es zwei Punkte! Die ganze Wertigkeit der Haube war also mit zwei Punkten abgegolten. Diese Bewertung war natürlich nicht sehr befriedigend. 

Josef Heines ging nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1952 daran, einen Zuchtstamm Deutscher Hauben in Rot aufzubauen. Da die Ergebnisse, die er erzielte, immer besser wurden, einigte man sich darüber, dass ein Standard für diese Vögel verfasst werden müsse. 

Gustav Müll, selbst DH-Züchter, und sein damaliger Preisrichterschüler Klaus Speicher trieben dies dann voran. 1962 wurde die erste Standardbeschreibung vom DKB anerkannt. 1967 wurde dann die von Klaus Speicher verfasste Standardbeschreibung auch international anerkannt. Das erste Standardbild war übrigens von Hermann Heinzel. 

Besonders dem Einsatz dieser drei Personen, Heines, Müll und Speicher, haben wir es zu verdanken, dass die Deutsche Haube eigenständig wurde. 

Auszug aus dem ersten Deutschen Einheitsstandard… Haubenkanarien, deutsche Rass 

Obgleich schon lange Zeit bekannt, wird diese Rasse erst seit 1963 in Deutschland eigenständig nach Standard bewertet. Es ist keine eigentliche Gestaltsrasse mit besonderen Körpermerkmalen. Sie vereinigt vielmehr die farblichen Qualitäten des Farbenvogels mit der schönen Kopfhaube, die als Vorbild die Corona der Gloster Rasse sieht und einer eleganten, etwas aufrechten Körperform und Haltung wie sie die Mechelner Rasse (Malinos) zeigt. Neben der Haube sind mithin Farbe und Form die wichtigsten Merkmale. 

Haube:  

Auf einem zierlichen Kopf, der schön gerundet sein soll, sitzt die Haube. Dieselbe soll sich von einem deutlichen Mittelpunkt radförmig ausbreiten und geschlossen den ganzen Oberkopf bedecken. Von der Seite betrachtet, soll die Begrenzungslinie der Haube gerade verlaufen, beginnend an der Schnabelwurzel über das Auge bis zum Hinterkopf. 

Gestalt, Typ:  

Körperform und Typ müssen einen gut proportionierten, gleichsam veredelten Finkenvogel darstellen; etwas mehr erhoben und kräftiger als der Harzer Typ. Der Körper muss allseitig in sanftem Linienschwung elegant umrissen sein. Die Brust darf nicht zu stark hervortreten. Der Rücken soll leicht gewölbt sein, nicht aber übermäßig voll wirken; ebenso fehlerhaft ist ein ganz flacher Rücken. 

Farbe:  

Hier sind die gleichen Ansprüche an die Farbmerkmale gestellt wie beim reinen Farben-vogel. Eine symmetrische Scheckung in kontraststarker Ausfärbung ist begehrt. Alle Farben wie beim reinen FK – auch mit Rotfaktor – und alle Kombinationsfarben sind zulässig. 

Gefieder:  

glatt anliegend; zur Erzielung schöner Hauben ist ein etwas längeres Gefieder als beim Farbvogel vorhanden. 

Größe:  

14 cm. Dieselbe soll möglichst eingehalten werden, um Konfliktsituationen gegenüber anderen Haubenrassen wie Gloster und Crested zu vermeiden. Die Toleranz von 1 cm erlaubt einen halben Zentimeter Spielraum jeweils darunter oder darüber ohne Punktabzug 

Haltung und Wesen:  

Die Haltung ist etwas mehr aufgerichtet als beim Farbenvogel, die Gelenke sind gut erhoben. Die Rasse soll ein lebhaft temperamentvolles Wesen zeigen; der Vogel ungezwungen von Stange zu Stange hüpfend. Flügel straff anliegend am Körper. 

Gesamteindruck 

Gesundheit, Sauberkeit, die harmonische Verkörperung aller vorgenannten Merkmale ergibt den Gesamteindruck. 

Unerwünschte Kennzeichen:  

Dünner, schmaler Kopf, schwächliche Figur, unregelmäßige, struppige Haube, Scheitel-bildung, lückenhafte Haube, plumpe, schwerfällige Figur, zu kurze Beine, Stelzenhaltung, hoher oder flacher Rücken, Fächerschwanz, schlechte Flügelhaltung, aufstehender oder hängender Schwanz, zottiges raues Gefieder; zu langes Gefieder. 

Wie züchtet man Deutsche Hauben? 

Behauptet wird, dass eine Zucht von Deutschen Hauben nur erfolgreich sein kann, wenn diese gezielt betrieben wird. Eine DH-Zucht nebenbei würde auf längerer Sicht nur Verdruss schaffen. Daher reicht hier eine kleinere Anzahl an Vögeln, hierbei das Beste aus diesen herauszuholen. In Linie zu züchten ist hier ein Vorteil.  

Von immenser Bedeutung in der Zucht ist der Glattkopf. Diese sollte man sehr behutsam in die Zucht einbauen. Die Betrachtung der Vögel ist äußerst wichtig und eine konsequente Auslese ist die Folge. Die Gefiederqualität ist sehr wichtig. Eine sehr weiche und breite Feder ist genauso wichtig wie eine etwas gröbere spitz zu laufende Feder. Ebenso können sehr große Vögel, mit sehr breiten und flachen Köpfen, mit denen ein Farbenkanarienzüchter nicht mehr züchten würde, sehr wertvoll sein.  

Werden die Hauben zu kurz, ist ein Vogel mit breiter, langer und weicher Feder als Zuchtpartner einzusetzen. Wird das Gefieder zu lang, setzt man eine kurze, gröbere Feder zur Zucht ein.  

Wir möchten nicht näher auf die Vererbungslehre eingehen, das kann man gerne auf der  

Webseite der Interessengemeinschaft Deutsche Haubenkanarien unter: https://igdh.jimdofree.com 

oder bei den anderen   

Quellen und Literaturempfehlungen 

unter: 

Positurkanarienstandard des Deutschen Kanarien- und Vogelzüchterbundes e.V. (Stand 2020), Loseblattsammlung 

Claßen, W. Kolter: Die Positurkanarien. Eigenverlag Rheinmünster, 2005.

Müller, U. Feiter: Faszination Positurkanarien – eine Leidenschaft für’s Leben. Palm Druck & Verlag, Baesweiler, 2013.

Schramm: Kompendium-Kanarien, Band 3, Positurkanarien aus aller Welt. Books on Demand, Norderstedt, 2022

nachlesen. (Hi 22.05.2024) 

Deutsche Haube Phaeo weiß
Zuchtvogel Phaeo weiß Zuchtjahr 2024
Deutsche Haube Phaeo gelb
Zuchtvogel Phaeo gelb Zuchtjahr 2024